Papieromslag is beschadigd, boek verder in goede staat.

Wenn ein vorzüglicher Romanstoff einen vorzüglichen Erzähler findet, so entsteht ein Meisterwerk der Unterhaltungsliteratur. Die Voraussetzungen sind im vorliegenden Fall gegeben. Was den Stoff betrifft, so handelt es sich um einen achtzehn Jahre zurückliegenden Kriminalfall: Ein Mann wurde wegen Mordes an seiner Frau zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt auf Grund eines Indizienbeweises, dem nur ein einziger Schönheitsfehler anhaftete. Das Geständnis des Mörders fehlte. Verbüßt nun der Mann seine Strafe zu Recht? Oder liegt ein Justizirrtum vor? Der auf diese Frage stößt, ist ausgerechnet Etzel Andergast, Sohn des Staatsanwalts, der seinerzeit die Anklage vertrat und durch den Prozeß Berühmtheit erlangte. Im Schatten de s Kriminalfalls entwickelt sich der Vater-Sohn-Konflikt, einer den andern vorwärtstreibend, strömt die Handlung dahin: eine stets packende, oft atemraubende, alle Höhen und Abgründe der Menschenseele auslotende Handlung. Und hier nun wäre über den Autor zu sprechen. Jakob Wassermann ist ein mit geradezu dämonischen Kräften begabter Erzähler. Er fesselt seine Leser nicht, sondern rüttelt und schüttelt, beschwört und behext sie. Auf der Höhe seines Schaffens, ehe die Nationalsozialisten ihn zum Verstummen verurteilten, zählte er zu den meistgelesenen, meistdiskutierten Autoren Deutschlands. Er verdient es, auch heute noch - oder heute wieder - gelesen und diskutiert zu werden.