Jede Epoche bringt ihre eigenen Blick-Welten auf die grossen Leiden hervor, und das gilt auch für die Bewältigung des Todes durch die Aids-Epidemie. Ihre Opfer sind, wenn die Überlebenden den Tod ihrer Freunde und Verwandten öffentlich machen wollen, im Quilt aufgehoben oder in den Steinen von Tom Fechts Namen-Projekt. Während der Quilt das Prozesshafte der Trauerarbeit sichtbar zu machen sucht, mit meist weichen fragilen und vergänglichen Materialien, die Assoziationen an Schweiss- und Leichentücher auslösen, Tücher, die der Verrottung anheimfallen, macht Fechts \"nomadisierendes Gedächtnis\" die Härte und Kälte eines Kreuzwegs fühlbar und löst Gefühle der Endgültigkeit aus. Wie und wo immer die Steine zu liegen kommen, wie und wo immer sie installiert werden, ob über, auf oder unter der Erde - sie sind nicht mehr aus der Welt zu schaffen und werden erst mit unserem Planeten untergehen. Wie der Quilt auf das Intime verweist, das Organische und Private, so steht Fechts Projekt für das Öffentliche, Gesellschaftliche und Politische. Tom Fechts Projekt \"NAMEN UND STEINE\" ist eine der stärksten Manifestationen zu Aids. Es ist eine steingewordene Provokation, der sich niemand entziehen kann, auch wenn buchstäblich ein Weg daran vorbeiführt, wie etwa an den 2500 Steinen, die 1993 während 120 Stunden im Berliner Kongresszentrum ICC lagen. Gewiss, Pflastersteine sind unspektakulärer, gewöhnlicher und anonymer als selbstgefertigte, bunte Tücher, und sie bleiben es, selbst wenn wir sie mit den Namen von Toten gravieren. Ihre Aufladung geschieht erst durch uns.