Goldziher, Ignaz - Muhammedanische Studien I/II

Schrijver:
Titel: Muhammedanische Studien I/II
ISBN: 9783487040608
Taal: Duits
Uitgever: Hildesheim : Georg Olms, 1971
Bijzonderheden: Gebonden, linnen band. In zeer goede staat
Prijs: € 75,00
Verzendkosten: Gratis (binnen Nederland)
Meer info:
ISBN 3487040603 Vrij van inscripties e.d.
Photomechanischer Nachdruck der Ausgabe Halle aus 1888

Ignaz Goldziher (geboren als Isaak (Yitzhaq) Yehuda Goldziher am 22. Juni 1850 in Stuhlweißenburg, Kaisertum Österreich; gestorben am 13. November 1921 in Budapest) war ein ungarischer Orientalist. Er publizierte einige seiner Werke auf Ungarisch, den Hauptteil jedoch in deutscher Sprache, seiner Erstsprache, da seine Heimat bis zum Ersten Weltkrieg zu Österreich-Ungarn gehörte. Zusammen mit Theodor Nöldeke und Christiaan Snouck Hurgronje gilt er als Begründer der modernen Islamwissenschaft.

Goldziher gilt als einer der bedeutendsten Orientalisten. Er hat als erster die Geschichte der islamischen Traditionen in umfassender Weise kritisch dargestellt, das Sektenwesen im Islam sorgfältig erforscht und viele Untersuchungen von bleibendem Wert über die vorislamische sowie die islamische Kultur-, Rechts- und Religionsgeschichte der Araber veröffentlicht. Seine Studien erstreckten sich auch auf das Gebiet der alten und der neueren arabischen Dichtung. Er war einer der Mitbegründer der deutschsprachigen Enzyklopädie des Islam und veröffentlichte dort mehrere Artikel.„Seit Ignaz Goldziher ist die Islamwissenschaft sich zunehmend bewußt geworden, daß der Islam nicht nur Träger hellenistischer Kultur gewesen ist, sondern auch im Rahmen der islamischen Religion griechisch-hellenistische Elemente adaptiert und selbständig weiterentwickelt hat.“ Diese Grundgedanken kommen schon in Goldzihers – nunmehr klassischem – Frühwerk Die Ẓāhiriten (1884) zum Ausdruck.
In der Zusammenfassung der frühen Jahre, im ersten Teil seines Tagebuches, beschreibt Goldziher die wichtigsten Schwerpunkte und Zielsetzungen seiner Forschungstätigkeit:

„Die knappe Zeit, die mir ‚wegen Kürze des Geistes und harter Arbeit‘ für wissenschaftliche Thätigkeit verblieb, warf ich mich nun vollends auf meine arabische Philologie und Geschichte sowie auf den Islam … Das Bild der Entwicklungsgeschichte des Islam hob sich mir aus diesen Studien in neuen Umrissen hervor und auch das Leben der muhammedanischen Völker und ihr Verhältnis zur Lehre zeigte sich mir in schärferer Beleuchtung.“

– Tagebuch, S. 110

In seinen frühen Schriften über den Islam ist der Einfluss des liberalen Gedankengutes der Haskala und Abraham Geigers spürbar, der in seiner preisgekrönten Dissertation „Was hat Mohammed aus dem Judenthume übernommen?“ (Bonn 1833) Einflüsse des Judentums auf den Stifter des Islam untersucht hatte. Die akademische Auseinandersetzung mit der islamischen Religion und Kultur war schon bei Goldzihers älteren Zeitgenossen wie Julius Wellhausen, Reinhart Dozy und Theodor Nöldeke eng mit der Bibelkritik verbunden. Goldziher versteht in seiner noch vor seiner Orientreise publizierten Arbeit „Die Nationalfrage bei den Arabern“, vorgetragen auf der Sitzung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften am 7. Januar 1873, den arabischen Propheten Mohammed als Träger einer universalen, monotheistischen Religion, durch die der bis dahin vorherrschende ethnische Pluralismus überwindbar sei. Diesem Vortrag sind im Anhang (S. 49–64) vier Auszüge aus bis dahin nicht benutzten arabischen Handschriften als Textedition beigefügt, die die Polemik gegen die egalitären Bewegungen im Islam – asch-Schuʿūbīya zum Thema haben. Von einer kurzen Abhandlung über diese Bewegung im 8. und 9. Jahrhundert aus der Feder des österreichischen Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall († 1856) abgesehen, hat Goldziher mit seinem Vortrag erstmals auf die soziale Bedeutung dieser Lehre und ihre Gegner hingewiesen. Ein Thema, mit dem er in seinen späteren Arbeiten noch mehrfach beschäftigen sollte.
Nach seiner Orientreise (1873–1874) ergänzt Goldziher seine dreiteiligen Beiträge zur Geschichte der Sprachgelehrsamkeit bei den Arabern (Wien 1872–1874) mit einer weiteren Studie in ungarischer Sprache, vorgelesen am 16. April 1877 an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, ergänzt: A nyelvtudomány történetéről az araboknál. Irodalomtörténeti kisérlet. (Über die Geschichte der Sprachwissenschaften bei den Arabern. Ein literarhistorischer Versuch) erweitert, die seit 1994 auch in einer englischen Übersetzung vorliegt (siehe: Literatur). Gegenstand dieser Arbeiten ist die Darstellung unterschiedlicher Sprachebenen in den islamischen Wissenschaftsdisziplinen, die Analyse der Unterschiede der klassischen Sprachschulen, die Rolle der Poesie und der Dialekte bei den Grammatikern. Über die Differenzen der Sprachschulen publizierte er um diese Zeit auch einen Auszug aus einer bis dahin unbenutzten Handschrift des Grammatikers al-Anbārī († 1181) in Petersburg. Ausgehend von seiner Kritik an Renans Histoire générale et systéme comparé des langues sémitiques weist Goldziher unter anderem auf Einflüsse des aramäischen Vokalsystems bei der Konstituierung der arabischen Schriftsprache, auf die Vorherrschaft des mekkanischen Dialekts der Quraisch und auf die Wirkung der Philologen auf die Sprache bzw. Terminologie der Rechtsliteratur und Hadith-Gelehrsamkeit hin.

„Bei objektiver Beurtheilung darf man wohl aussprechen, dass die Arbeiten, die ich in diesem Zeitraume 1876–83 zur Veröffentlichung brachte, von meiner wissenschaftlichen Thätigkeit in dieser für mich harten Zeit ein günstiges Zeugnis ablegen müssen. Ich war fleissig im Sammeln und emsig im Ausarbeiten.“

– Tagebuch, S. 92

Mit seinem Werk Die Ẓāhiriten (1884) betrat Goldziher islamwissenschaftliches Neuland. Er stellt darin die juristisch-theologische Schule des Andalusiers Ibn Hazm erstmals nach Originalquellen dieser heute nicht mehr existierenden Richtung islamischer Gelehrsamkeit dar. Es gilt neben der Arbeit von Eduard Sachau: Zur ältesten Geschichte des muhammedanischen Rechts als das erste grundlegende Werk auf diesem Gebiet. Den Entwurf dieser Studien legte Goldziher in seinem Vortrag auf dem 6. Internationalen Orientalistenkongress in Leiden (1883) vor. Die ersten Grundlagen der Arbeit sind fast zeitgleich auf Ungarisch erschienen: A mohammedán jogtudomány eredetéről (Über den Ursprung der muhammedanischen Rechtswissenschaft). Dieses Werk hebt die besondere Stellung der Rechtswissenschaften (Fiqh) in der Gesamtheit der islamischen Gelehrsamkeit hervor und war wegweisend für weiterführende Arbeiten – zum Beispiel von Joseph Schacht – auf diesem Gebiet. „Ich bin dabei von der Ueberzeugung ausgegangen“, schreibt Goldziher im Vorwort (S. IX) des Buches, „dass ein Eingehen auf das sogenannte Fiqh, namentlich wenn man die Erkenntniss der geschichtlichen Entwicklung desselben im Auge hat, einen unerlässlichen Theil unserer Studien über den Islam bilden muss.“
Neben seiner Studie Materialien zur Kenntnis der Almohadenbewegung in Nordafrika (1887), vorgetragen auf dem 7. Internationalen Orientalistenkongress 1886 in Wien,[85] publizierte Goldziher in den Jahren 1889–1890 seine bahnbrechende Arbeit: Muhammedanische Studien. Der erste Band ist vor allem vorislamischen Aspekten und dem Übergang von der Dschāhilīya zum Islam gewidmet. Im einleitenden Kapitel (S. 1–44) stellt er zwei grundlegende Begriffe einander gegenüber: Muruwwa / Murūʾa, das heißt Tugend, männliche Tapferkeit, Virtus der Araber und Din, verstanden als die Religion Mohammeds, als die neue Botschaft an die Araber. Zwar gilt auch im Islam der Grundsatz: „ohne Virtus (muruwwa) gibt es keine Religion (din)“, dennoch sind die Unterschiede und Gegensätze zwischen den beiden Geisteshaltungen im islamischen Schrifttum, einschließlich der Poesie, fassbar. In zwei weiteren Kapiteln wird das Verhältnis zwischen der Stammespolitik der Araber und der Institution des Islam, ferner – auf einer späteren historischen Entwicklungsstufe der islamisch geprägten Gesellschaft – die sozialen Unterschiede zwischen Arabertum und Nichtarabern (ʿAdscham) und ihr Spannungsverhältnis zueinander dargestellt (S. 40–146).
Diese Thematik gilt als Überleitung zu einem Themenkreis, den Goldziher in der Forschung erstmals genau untersuchte: zu der sog. Schuʿūbiyya-Bewegung[87] im 8. und 9. Jahrhundert im islamischen Osten, deren überwiegend persische Anhänger den Supremat der Araber in Frage stellten und für die Gleichheit zwischen Arabern und Nichtarabern eintraten (S. 147–198). Die Darstellung dieses sozialen Phänomens in der islamischen Gesellschaft durch Goldziher gilt heute noch als wegweisend,[88] die er in seiner Abhandlung über Die Šuʿūbijja unter den Mohammedanern in Spanien mit der Analyse lokalspezifischer Entwicklungen im islamischen Westen, wo Araber, Berber, ferner zum Islam konvertierte Christen und Saqāliba aufeinander trafen, ergänzte. Die Grundlage dieser Studie ist ein Sendschreiben des Dichters Abū ʿĀmir ibn Ġarsiya (Ibn Garcia) aus dem 11. Jahrhundert,[90] eines Muwallad christlichen Ursprungs, in dem der Verfasser den Vorrang der Nichtaraber über die Araber in Form von Gedichten und in Reimprosa hervorhebt. Die Abhandlung legte Goldziher dem XII. Internationalen Orientalistenkongress in Rom (Oktober 1899) vor.
Auch weitere, im ersten Band dieses Werkes nur kurz angesprochene Aspekte führte Goldziher an anderer Stelle aus; in seinem Artikel Die Ǧinnen der Dichter (dazu: Muhammedanische Studien, Band 1, S. 44) untersucht er die Rolle von Dschinnen in der früharabischen Poesie, die nach arabischer Vorstellung Dichtern den Wortlaut ihrer Dichtung zuflüstern können. Beispielen aus der alten Poesie zufolge war noch in der islamischen Zeit die Vorstellung vorherrschend, dass Dichter unter den Einflüssen der Dschinnen standen. Als Beispiel fügt Goldziher seine Teiledition aus einer Schrift des Dichters Abū l-ʿAlāʾ al-Maʿarrī bei und verweist auf entsprechende Ausführungen von al-Dschāhiz.
Der zweite Band der Muhammedanischen Studien besteht aus zwei Teilen: Ueber die Entwicklung des Hadith (S. 1–274) und Die Heiligenverehrung im Islam (S. 275–378). Dem letzteren Teil liegt die Abhandlung Le culte des saints chez les Musulmans, publiziert in der Revue de l’histoire des religions, II. S. 25–351 zugrunde. Die Darstellung einer der zentralen Wissenschaftsdisziplinen des Islam, Hadith und Sunna hat an ihrer Bedeutung nach über hundert Jahren ihrer Publikation nichts eingebüßt. Dabei wertet Goldziher erstmals in der Forschung umfangreiche, damals nur handschriftlich zugängliche Materialien des islamischen Schrifttums aus[95] und ermöglicht somit weitere Arbeiten in den Folgegenerationen. Das Ḥadīth, so Goldziher, „bietet uns ein unschätzbares Material von Zeugnissen für den Entwicklungsgang, den der Islam während jener Zeit durchmacht, in welchen er aus einander widerstrebenden Kräften, aus mächtigen Gegensätzen sich zu systematischer Abrundung herausformt. Und in dieser Bedeutung des Ḥadīth liegt die Wichtigkeit der gehörigen Würdigung und Kenntniss desselben für die Erfassung des Islam, dessen merkwürdigste Entwicklungsphasen von der successiven Entstehung des Ḥadīth begleitet sind.“[Die endgültige Ausarbeitung des zweiten Bandes dauerte kaum fünf Monate.
Beide Bände der Muhammedanischen Studien[98] sind mit inhaltlich weiterführenden Nachträgen in Form von selbständigen Studien zu den im Buch angesprochenen Aspekten ergänzt.
Der erste Band (S. 219–272) enthält sieben Excurse und Anmerkungen:
Was ist unter „Al-Ǧāhilijja“ zu verstehen?
Ueber Todtenverehrung im Heidenthum und im Islam
Heidnischer und muhammedanischer Sprachgebrauch
Der Gebrauch der Kunja als Ehrenbezeichnung
Schwarze und Weisse
Traditionen über Türken
Arabisirte Perser als arabische Dichter
Der zweite Band (S. 381–409) enthält fünf Excurse und Anmerkungen:
Die Umejjaden als Religionskämpfer
Ḥadīth und Neues Testament
Nachahmungen des Koran
Frauen in der Literatur des Ḥadīth
Gottesurtheile an heiligen Orten
Der Nachdruck beider Bände in einem Band ist bei dem Georg Olms Verlag Hildesheim im Jahre 2004 erschienen. Die englischsprachige Version haben die Orientalisten und Übersetzer des Werkes Samuel Miklos Stern und C. R. Barber mit der Aktualisierung der Fußnoten versehen.
Dieses zweibändige Werk sollte durch weitere Studien ergänzt werden; denn die Abhandlungen zur arabischen Philologie „hatten ursprünglich die Bestimmung, als Fortsetzung meiner „Muhammedanische Studien“ zu dienen. Aber der überwiegend literarhistorische Charakter des Inhaltes, sowie die von jenem Werke verschiedene Art der Ausarbeitung haben mich veranlasst, mit ihnen eine neue Reihe zu beginnen.“ . Der I. Teil des ersten Bandes (S. 1–105) beinhaltet eine bis heute unübertroffene Studie über Schmähgedichte (hiǧāʾ) in der frühislamischen Literaturgeschichte und über ihre sozialhistorische Bedeutung, ergänzt durch Exkurse und Nachträge (S. 106–121). Die Grundlagen dieser Arbeit sind bereits in der Antrittsvorlesung zum ordentlichen Mitglied der Ungarischen Akademie (24. Oktober 1892) geschaffen worden: A pogány arabok költészetének hagyománya (Die Tradition der Poesie der heidnischen Araber). Goldziher stellt in diesem Werk die Entwicklungsstufen der Formen der altarabischen Poesie dar, die in der Forschung bis heute weitgehend Gültigkeit haben.[103] Im II. Teil dieses Bandes wird die alte und neue Poesie im Urteil der arabischen Kritiker behandelt (S. 122–174). Im III. Teil des ersten Bandes wird der Ausdruck Sakīna untersucht und die Arbeit La notion de la Sakīna chez les Mohamétans, erschienen in Revue de l’Histoire des religions 28 (1893, S. 1–13), völlig neu bearbeitet und erweitert (S. 177–204). Der zweite Band ist der kritischen Edition des Kitāb al-muʿammarīn wal-waṣāyā des Abū Ḥātim as-Siǧistānī († 869) gewidmet, einer Sammlung von Altersgedichten, aus der Feder hochbetagter Greise, „die in solchen Gedichten die Beschwerden des hohen Alters schildern, das Bild ihrer körperlichen und geistigen Hülflosigkeit vorführen und dabei einen sehnsüchtigen Rückblick werfen auf ihr entschwundenes Mannesalter und die Heldenthaten, die sie einstmals mit den Mannen ihres Stammes vollführen konnten.“ (Einleitung, S. IX.). Die Edition wird mit einer detaillierten, bis heute unübertroffenen Einführung in die Materie versehen. Sie umfasst 92 Seiten; der kritische Apparat der Edition hat 70 Seiten.
In dieser Schaffensperiode Goldzihers ist das sechsbändige Werk, al-Musnad, von Ahmad ibn Hanbal in der damals berühmten Bulaq-Druckerei im Jahre 1895 erstmals erschienen. Diese mehrere tausend Seiten umfassende Hadith-Sammlung, ihre inhaltliche Struktur, Überlieferung und kulturhistorische Bedeutung stellt er in seiner Studie Neue Materialien zur Litteratur des Überlieferungswesens bei den Mohammedanern dar. Im zweiten Band der „Muhammedanische Studien“ (S. 228) verweist Goldziher auf einige Handschriften dieses Werkes in der Staatsbibliothek zu Berlin und der Forschungsbibliothek Gotha und folgt zunächst der Feststellung des Orientalisten Wilhelm Pertsch († 1899), der – wie auch Aloys Sprenger – Ibn Ḥanbals Musnad als eine „zur Stützung seiner religiösen Lehre veranstaltete Traditionssammlung“ versteht. Nach genauer Lektüre des Musnad stellt er allerdings fest: „Eine bestimmte Tendenz hat den A. b. H. in der Auswahl und Aufnahme der Ḥadīṯe nicht geleitet. Es wäre ganz falsch, vorauszusetzen, dass er mit dieser Sammlung vornehmlich den Zweck verfolgt hat, jene Ḥadīṯe hervortreten zu lassen, welche zur Stützung seines besonderen Maḏhab dienlich sein könnten. Es begegnen uns vielmehr völlig widersprechende Sprüche in Bezug auf dieselbe Materie.“
Einen weiteren Höhepunkt in der philologischen Darstellung der Poesie der vorislamischen Zeit stellt Goldzihers Edition der Gedichte des Wanderpoeten Ǧarwal ibn Aus al-Ḥutaiʾa (‚der Zwerg‘) († gegen 661), aus dem 7. Jahrhundert dar, der zum Islam konvertierte, im Jahre 632 in der Ridda von der Religion abfiel, dessen dichterische Qualität aber noch in Kreisen der Folgegenerationen arabischer Philologen hohes Ansehen genoss. Diese umfassende Arbeit ist zuerst in der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, dann als Separatdruck in Leipzig 1893 erschienen: Der Dīwān des Ǧarwal b. Ḥuṭejʿa.
Die Publikation seines relativ kurzgefassten, dafür aber inhaltlich dichten und sehr informativen Artikels „Die Religion des Islams“ in der Reihe von P. Hinneberg (Hrsg.): „Die Kultur der Gegenwart“ war die Grundlage seiner Vorlesungen über den Islam, die im Jahre 1908 ursprünglich als Vortragsreihe auf Einladung der American Committee for Lectures on History konzipiert war. Die „Vorlesungen“ sind in für sich eigenständige sechs Kapitel aufgeteilt: Mohammed und der Islam; Die Entwicklung des islamischen Rechts; Entwicklung des islamischen Dogmas. Ein Kapitel ist den Grundlagen der islamischen Askese, den Sufi-Bewegungen und den Mahdi-Bewegungen gewidmet. Auf mehr als 60 Seiten stellt Goldziher die Entstehung der islamischen Sekten dar. Den Abschluss bildet eine Abhandlung über späte Entwicklungen bis in die Moderne. 1907 war das Werk fertig:

„Am 22. Juni konnte ich meine American Lectures bis zum letzten Schlusspunkt abschliessen: sechs inhaltsreiche Kapitel, in denen ich die Entwicklungsgeschichte des Islam erschöpfend behandelt habe.“

– Tagebuch, S. 257

Goldziher trat die Reise aus gesundheitlichen Gründen allerdings nicht an; nach einer für ihn nicht akzeptablen englischen Übersetzung des Buches bestand er im Jahre 1909 darauf, die „Vorlesungen“ in der Originalsprache und mit seinen nachträglichen Korrekturen beim Verlag Winter in Heidelberg zu publizieren. Die neuen Erkenntnisse, die Goldziher aus der Lektüre des damals, ab 1905, publizierten Klassenbuches von Muhammad ibn Saʿd gewonnen hat, sollten in den „Vorlesungen“ berücksichtigt werden. Eine zweite englische Übersetzung von Kate Chambers Seelye ist unter dem Titel Mohammed and Islam 1917 bei Yale University Press erschienen, die aber der Herausgeber auf Wunsch Goldzihers zurückzog.

Das Werk gilt als Grundriss der islamischen Dogmengeschichte und Analyse der unter dem Einfluss des Korans stehenden Rechtsentwicklung. Es ist nach beachtlichen Korrekturen und kritischen Bemerkungen durch Franz Babinger in einer zweiten Auflage im Jahre 1925 erschienen, die mit dem Original aus 1910 nicht vergleichbar ist. Diese Ausgabe würdigt der Orientalist Carl Heinrich Becker mit den Worten: „daß hier der Begründer einer neuen Disziplin die Arbeit eines langen Lebens systematisch zusammengefaßt hat“. Der in der Fachwelt heute anerkannten englischen Übersetzung liegt die Originalausgabe mit Goldzihers Anmerkungen und Ergänzungen aus 1910 zugrunde und ist unter dem Titel Introduction to Islamic Theology and Law erschienen.
Im Jahre 1908, nach der Annexion von Bosnien und Herzegowina, hat das k. u. k. Finanzministerium Goldziher ersucht, ein Lehrbuch über die Geschichte der arabischen Literatur für die zwei Oberklassen der Gymnasien in Bosnien zu schreiben. Da Goldziher die Ansicht vertrat, dass beide Provinzen ursprünglich über Jahrhunderte zu Ungarn gehörten, verfasste er das Buch nicht – wie üblich – in deutscher Sprache, sondern auf Ungarisch: „Az arab irodalom rövid története“ (Kurze Geschichte der arabischen Literatur).
„Ich halte den Antrag, der mir im Namen des Ministers v. Burian (meines Jugendfreundes) gestellt wurde, für sehr ehrenhaft, und habe ihn angenommen.“

– Tagebuch, S. 258

Das Buch ist dann unter dem Titel „Kratka povijest arabske književnosti“ im Jahre 1909 in Sarajevo veröffentlicht worden. Das ungarische Originalmanuskript liegt im Archiv der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Die englische Übersetzung des Buches besorgte dann Joseph DeSomogyi, einer der letzten Schüler von Goldziher, der das Manuskript im Jahre 1945 an A. S Yahuda, damals an der Yale University, zwecks Veröffentlichung in Amerika schickte. Erst 1955 erhielt DeSomogyi vom Islamic Cultural Board in Hyderabad die Nachricht, dass die Übersetzung durch Yahudas Vermittlung nunmehr in der Zeitschrift Islamic Culture, Jahrgang 1957 publiziert wird.

Hierzu schreibt J. DeSomogyi in der Einleitung zur Buchausgabe der englischen Übersetzung:„Die erste englische Ausgabe des Werkes war ein schönes Beispiel für eine internationale, geistige Kooperation: das Buch eines jüdischen Autors, übersetzt und erweitert durch einen Christen, ist durch einen Muslim als Herausgeber publiziert worden.“

Der Archäologe Aurel Stein war der Meinung, dass das Buch auch an muslimischen Gymnasien Indiens als Unterrichtsmaterial verwendet werden solle. Dieses in der englischen Übersetzung nur 172 Seiten umfassende Buch ist bis heute ein guter Einstieg in das Studium des arabischen Schrifttums, das nicht nur die Arabische Literatur das heißt Adab, Poesie und Prosa, sondern alle Gebiete der islamischen Gelehrsamkeit vom Koran bis zu den Naturwissenschaften erfasst, ihre wichtigsten Repräsentanten und deren Werke nennt. Das Schrifttum des islamischen Westens wird in einem eigens dafür gewidmeten Abschnitt (S. 139–158) dargestellt.

Goldzihers letztes Werk ist der Geschichte der Koranexegese gewidmet: „Die Richtungen der islamischen Koranauslegung“ enthalten seine im September 1913 an der Universität Uppsala gehaltenen Vorträge in ihrer erweiterten Überarbeitung. Die Darstellung der theologischen Entwicklung der Koraninterpretation von den Anfängen bis in die Zeit des islamischen Modernismus im frühen 20. Jahrhundert gilt heute noch als „meisterhaft.“[124] Neben der traditionellen und dogmatischen Koranauslegung werden sowohl die Deutungen des Korantextes durch die islamische Mystik als auch die sektiererische Koranauslegung ausführlich untersucht. Die immense Bedeutung des umfangreichen Kommentars von at-Tabarī, das erstmals 1911 in einer vollständigen Ausgabe vorlag, hat Goldziher in diesem Werk mehrfach hervorgehoben und ihn in der historischen Darstellung dieser Wissenschaftsdisziplin konsequent benutzt.

Einige der oben genannten, heute noch wegweisenden Werke Goldzihers sind in Form von thematisch verwandten Vorarbeiten zunächst auf Ungarisch erschienen. Die Studien über Nationalitätsfragen bei den Arabern (1873) sind in den Mohammedanische Studien (1889–1890) und Vorlesungen über den Islam (1910) ausgewertet und erweitert worden. Arbeiten über die Dichter und Poesie in der vorislamischen Zeit (1892)[126] erhielten ihre Vollkommenenheit in den Abhandlungen zur arabischen Philologie (1896–1899). Seine Vorlesung bei der Körösi-Csoma-Gesellschaft über Strömungen in der Koranexegese (1912) hat Goldziher in seinem letzten Werk, in den Richtungen der islamischen Koranauslegung ausgearbeitet und wesentlich ergänzt.

Seine Gedenkrede am 27. November 1893 an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften anlässlich des Todes des oben bereits genannten französischen Orientalisten Ernest Renan sorgte für Aufmerksamkeit der Fachwelt bis in die Gegenwart hinein: Renan mint orientalista (Renan als Orientalist). In dieser rund hundert Seiten umfassenden Studie stellt Goldziher den verstorbenen Kollegen im Rahmen der Wissenschaftsgeschichte der europäischen Orientalistik dar, spricht aber den von Renan geprägten Unterschied zwischen der arischen und semitischen Rasse, der in Renans Denken eine zentrale Bedeutung hatte, nur am Rande und behutsam an. Er begann im Mai 1893 damit, die Studie niederzuschreiben:

„Ich habe begonnen, meinen Essay über 'Renan als Orientalist' zu schreiben. Das Thema hat mächtige Anziehungskraft auf mich. In zwei Tagen habe zwei Kapitel entworfen: a) Renan als Professor, b) R. als Bibelkritiker. Vieles bleibt mir unter der Feder. Der Mann hat die gesündesten Ansichten über das 'heutige' Israel. Er ist der gefährlichste Antisemit, weil er im Rechte ist. Nur der ist gefährlich, der im Rechte ist. Man kann ihm nicht beikommen. Die geschwollene Phrase ist für den Augenblick und für den Pöbel. Ehrliche Leute machen keine Phrasen und mit Phrasen widerlegt man Wahrheiten nimmermehr.“

– Tagebuch, S. 159

Am 28. November 1893, nach dem Vortrag eines Teiles dieser Arbeit auf der Akademie, schreibt Goldziher:

„Ich erntete – wie die Zeitungen sagen – stürmischen Beifall. Die Studie gehört in der That zu meinen besten Arbeiten auf allgemeinem Gebiete und wurde während ihrer Verfertigung mit grosser Liebe und innerem Interesse gehegt.“

– Tagebuch, S. 165–166

Goldzihers Position gegenüber Renan und sein Verständnis von der islamischen Kultur und Religion, was schon in seiner Arbeit Der Mythos bei den Hebräern … – zum Teil unter dem Einfluss von Geiger – anklingt, wird in dieser ursprünglich als Gedenkrede vorgesehenen Studie deutlich zum Ausdruck gebracht.
(Wikipedia)
Verder lezen

Apollonius uit Sint Hubert

particulier

Logo Apollonius

Bestelt u meerdere boeken, dan verzenden wij ze samen en betaalt u maar één keer verzendkosten. Bij bestellingen met een totaalbedrag van € 50,00 of meer is binnen Nederland de verzending gratis - bij bestellingen onder de 10 kg.
Verzendingen vinden plaats na ontvangst van betaling.

De verkoper zal binnen 1 werkdag contact met u opnemen om de koop verder af te handelen.

Afbeeldingen (Klik om te vergroten)

Goldziher, Ignaz - Muhammedanische Studien I/II Goldziher, Ignaz - Muhammedanische Studien I/II Goldziher, Ignaz - Muhammedanische Studien I/II

Voer uw gegevens hieronder in om deze titel te bestellen bij Apollonius

Stuur mij de Boekwinkeltjes nieuwsbrief
De captcha wordt geladen. Een ogenblik geduld...
Op het bezoeken van onze website, zo ook het plaatsen van een bestelling, zijn onze Algemene voorwaarden van toepassing.

Het huisnummer is ook opgegeven in het straat veld. Gelieve controleren of de velden straat en huisnummer correct zijn opgegeven.

Straat:
Nummer:

De captcha wordt geladen. Een ogenblik geduld...
 
  • Alle boeken zijn compleet en verkeren in normale antiquarische staat, tenzij anders beschreven. Kleine onvolkomenheden, zoals een ingeplakte ex-libris of een naam op het schutblad, zijn niet altijd vermeld
  • U handelt deze order direct af met Apollonius
    Deze verkoper is een particulier, dit heeft invloed op welke rechten voor u als koper ontbreken. Zo heeft u geen herroepingsrecht of conformiteitsrecht. Verder lezen.
  • Na uw bestelling ontvangen u en Apollonius een bevestiging per e-mail. In de e-mail staan de naam, adres, woonplaats en telefoonnummer van Apollonius vermeld
  • De Koper betaalt de verzendkosten, tenzij anders overeen gekomen
  • Apollonius kan betaling vooraf vragen
  • Boekwinkeltjes.nl probeert Kopers en Verkopers tot elkaar te brengen. Boekwinkeltjes.nl is echter nimmer partij bij een overeenkomst die gesloten wordt tussen Koper en Verkoper door gebruikmaking van de site. Als u een geschil hebt met één of meer gebruikers, dient u dit zelf op te lossen. U vrijwaart Boekwinkeltjes.nl van enigerlei vorderingen, aanspraken op schadevergoeding en dergelijke, verband houdende met dergelijke geschillen.

Onthoud mijn gegevens

Veilig, snel en eenvoudig bestellingen plaatsen?

Registreer u vrijblijvend als koper!

Veiligheidscode

Uitleg over de veiligheidscode en instellingen

Wijzig veiligheidscode-instellingen

Besteld, hoe nu verder?

Nadat u een bestelling heeft geplaatst wordt er een bevestiging per e-mail verzonden naar u en de verkoper.
De verkoper zal binnen 1 werkdag contact met u opnemen om de koop verder af te handelen. Afhankelijk van uw locatie heeft u in de meeste gevallen binnen 2 dagen uw bestelling in huis.