Das kleine, zwischen dem Wald von Fontainebleau und der Ebene von Chailly-en-Bière im Südosten von Paris gelegene 'Köhler- und Bauerndorf Barbizon ist im 19. Jahrhundert zum Treffpunkt der Künstler geworden, die die Landschaftsmalerei in Frankreich umstürzten und der Modernität die Türe öffneten.

Vorerst von den holländischen Landschaften des 17. Jahrhunderts und dem Naturalismus der englischen Maler beeinfluBt, finden die französischen Künstler im Wald und seiner Umgebung die Inspiration für einen sensoriellen Ausdruck der Natur, der sie in Konflikt mit dem intellektuellen Verständnis und der klassischen Konstruktion der Akademie bringt. Und ihr Vorgehen wird zum Symbol der Freiheit. So kommen Corot und seine Freunde in den 1820er Jahren in den Wald von Fontainebleau, um zu malen und zu zeichnen. Theodore Rousseau kommt 1836 und läBt sich 1847 endgültig in Barbizon nieder. Diaz de la Pena kauft ein Haus, nachdem er lange zeit Gast der Herberge Ganne war. Daubigny kommt 1843 nach Barbizon. Millet und Jaque lassen sich 1849 hier nieder.

Mehr als eine Schule ist diese von Barbizon angezogene Gruppe von Künstlern, Landschaftsmalern, Tiermalern oder Realisten, mit ihren oft sehr verschiedenen Temperamenten und ästhetischen Inspirationen, von der gleichen erneuernden Idee besessen, die Landschaft direkt in der Natur zu beobachten und zu malen. Zum Skandal der Salons stellen diese Künstler Bilder vor, deren Themen - unbewohnte Landschaften und Bauern bei der Arbeit - und Malweise die Revolte einer ganzen Generation ausdrücken. Ihr tiefes Gefühl für die Natur und ihre freie Malweise bereiten dem Impressionismus den Weg vor.

André Parinaud verfolgt hier diesen durchschrittenen Weg, von den Vorläufern bis zu den impressionistischen Malern und ausländischen Landschaftsmalern, die in den Wald von Fontainebleau, seine Herbergen und seine Umgebung kamen, angelockt von der neuen Maiweise, der neuen Sehweise, dem flimmernden Licht- und Farbenspiel, die Barbizon zum Symbol gemacht haben.